Das Forschungsprojekt „BRIDGER“ hat Ende November 2024 seine Ergebnisse in der Werkbank32 vorgestellt. Neben den Vertretern der Projektpartner exceeding solutions und der Hochschule Mittweida nahmen auch mehrere assoziierte Partner an der Abschlussveranstaltung teil.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie unter https://blockchain-mittweida.com/bridger/ .

Das gesetzlich vorgegebene Mieterstromkonzept weist strukturelle Schwächen auf, die den Ausbau erneuerbarer Energien in Mietshäusern behindern. Der Vermieter wird in diesem Modell zum Vollversorger, was bedeutet, dass er für die kontinuierliche Versorgung der Mieter Energie am Strommarkt einkaufen muss. Dies bringt sowohl hohen Verwaltungsaufwand als auch wirtschaftliche Risiken mit sich. Darüber hinaus ist eine Eigennutzung des erzeugten Stroms nicht möglich, und eine Volleinspeisung erweist sich als unrentabel. In der Folge bleibt die Nutzung von Photovoltaik-Technologie für Mieter oft unerschlossen.

Das Projekt bietet einen innovativen Ansatz, um die strukturellen Schwächen des Mieterstromkonzepts zu überwinden. Durch die Aufteilung eines Zählers in zwei beschreibbare Register kann ein Mieter Strom von zwei unterschiedlichen Anbietern beziehen. Ein Algorithmus erhebt die erzeugte Energie der Photovoltaikanlage zeitlich genau und verteilt sie auf die beiden Register. Am Ende des Abrechnungszeitraums erhält der Vermieter eine Rechnung über die bereitgestellte Energie.

Seit der Antragstellung von „BRIDGER“ hat sich die Gesetzeslage dynamisch weiterentwickelt. Mit dem im Mai 2023 verabschiedeten Solarpaket 1 wurde das Konzept der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung eingeführt und der § 42b EnWG ergänzt. Die Bestätigung durch den Bundestag im Mai 2024 hat das Konzept rechtlich verankert. Dennoch bleiben offene Fragen, insbesondere im Bereich des Mess- und Eichrechts. Hier steht „BRIDGER“ im Austausch mit den zuständigen Stellen, um Lösungen für die Verrechnung von Messwerten zu erarbeiten.

Das Team erzielte bedeutende Fortschritte, darunter die Entwicklung eines universell anwendbaren Verteilalgorithmus durch die Hochschule Mittweida sowie die beispielhafte Umsetzung und Beschaffung von Demonstrator-Komponenten durch exceeding solutions. Zu den Meilensteinen zählen außerdem die Installation des ersten Gateways mit gepaarten Zählern, die Kontaktaufnahme mit Eichämtern zur Klärung rechtlicher Fragestellungen und die Entwicklung von benutzerfreundlichen Web-Oberflächen für Mieter und Vermieter, ergänzt durch die Modellierung der zugrunde liegenden Datenbank. Die Integration der EXS-API zur Unterstützung der Marktkommunikation wurde ebenfalls erfolgreich vorangetrieben. Ein Highlight der Abschlussveranstaltung war die Vorstellung des Vermieterportals, das eine intuitive Verwaltung der Energieflüsse und Abrechnungen ermöglicht.

Das Marktpotenzial von „BRIDGER“ wird als hoch eingeschätzt. Im Netzgebiet des Partners MITNETZ Strom gibt es rund 688.000 Haushalte, die als potenzielle Kunden in Frage kommen. Insbesondere in Städten mit hoher Mietshausdichte bietet das Modell eine vielversprechende Möglichkeit, die Energiewende voranzutreiben.